SIEBEN GÄRTNER IN DER WÜSTE
video by Werner
Schmiedel
1981/82 color 60 min.
Ein persönliches
Essay über sieben Wochen Probenarbeit der Theatergruppe
Nanaqui am TAT in Frankfurt a/M.
Originalmaterial VHS, aufgenommen Sept/Okt 1981,
geschnitten auf U-Matic Jan/Feb 1982
Festivals/Screenings:
"NRW-Sonderprogramm", Kurzfilmtage, Oberhausen (DE)
"Vier Arbeiten" Filmforum, Düsseldorf (DE)
"Wildes Kino" Metropolis Kino Hamburg (DE)
Video in Düsseldorf
Georg F. Schwarzbauer
Positionsbestimmungen eines Neuen Mediums der Bildenden
Kunst.
Untersuchungsfelder des unmittelbaren Erlebnisbereiches.
Hinweise auf das Kollektive im Individuellen.
"Wie gering der Anlaß zur Überschwenglichkeit
gerade in unserer Gegenwart ist, hat Werner Schmiedel in seinem
Videotape “Sieben Gärtner in der Wüste”
überzeugend nachgewiesen. Ein Band, dem in diesem Zusammenhang
doppelter Stellenwert zukommt, reflektiert es doch vergleichbar
einem “persönlichen Essay” Einstellungen
des Theaters. “Sieben Wochen Probearbeit der Theatergruppe
Nanaqui am Theater am Turm in Frankfurt/Main während
des heißen Herbstes” (Kampf um die Startbahn West)
an der Inszenierung des Stückes: “Nie wieder Pentesilea”
von Gerald Uhlig, frei nach Heinrich von Kleist, werden dem
Betrachter vorgeführt. Vergleichbar einem Protokoll wird
das Geschehen vor dem Betrachter ausgebreitet. Und wenn dieses
Videotape auch ganz sicherlich eher filmischen Bereichen verpflichtet
ist, so sollte es dennoch als Schlüsselwerk gesehen werden.
Zugeordnet der Reihe “Unterwegs in Deutschland”
dokumentiert es brennpunktmäßig die fließenden
Grenzen zwischen Theater und Wirklichkeit, zentriert es die
kaum vorstellbaren Spannungsfelder auf einen gemeinsamen Nenner.
“Sieben Gärtner in der Wüste” könnte
als ein beispielshafter Beleg für die in der Theaterdiskussion
noch lange nicht abgeschlossene Artaud-Problematik angesehen
werden. Es sind die Bilder der Grausamkeit des Alltäglichen,
die das Erschrecken ausmachen. Es ist die extreme Unduldsamkeit
der Außenwelt, die jäh über die Innenwelt,
die Gruppe, das Einzelwesen hereinbricht und jede persönliche
Statik zu zerstören droht. Es sind vor allem “die
Geschichten im Kopf des Zuschauers”, die eine fast unbeschreibliche
Beklemmung auslösen. Der im Videotape dokumentierte Ort
der Handlungen, er läßt sich eigentlich treffender
als Tatort charakterisieren, wird zum Prüfstein des Ereignishaften.
Eines Ereignishaften, das Werner Schmiedel seinen Betrachtern
als unmißverständliche Identifikationshilfe anzubieten
gewillt ist. Sein Statement zum Video/Film “Unterwegs
in Deutschland” formuliert diese Absicht überaus
präzise.
“Bilder und Töne zusammensetzen, die meine
eigenen Erfahrungen und Erlebnisse wiederspiegeln. Dem Zuschauer
Freiräume zugestehen für eigene Assoziationen. Es
entsteht keine erzählende Handlung im konsumierbaren
Kinoerzählstil (= eine komprimierte Handlung auf eineinhalbstunden
Kinowirklichkeit, welche mit der Wirklichkeit nur bedingt
identisch ist), sondern ein Ausschnitt meiner erlebten Wirklichkeit,
die den Betrachter befähigt, seine eigenen Geschichten
mit der nun stattfindenden Monitorwirklichkeit in Einklang
zu bringen.”
Das Zugestehen der Freiräume des Betrachters
bedingt einen eigenen Erzählstil, der ohne Zitate nicht
auskommen wird. Denn es ist gerade das Zitathafte, das sich
dem Betrachter am wenigsten verschließt, das ihn zu
Rückfragen auffordert. Eingebettet zwischen den abrufbaren
durch die offiziellen Medien vorprogrammierten Heile-Welt-Bildern
und dem subjektiven – so ist es für mich gewesen,
so habe ich es empfunden -, pendelt sich das beobachtende
Urteil des Betrachters ein. Das suggerierte Reale wird plötzlich
als künstlich empfunden, das vom Künstler formulierte
als real. Es sind die Fakten der Egofestlegungen, die unsere
Zweifel an präfabrizierten Vorstellungsinhalten auslösen.
Zweifel, die dem Rezipienten in vielschichtigster Weise aufkommen
mögen, die prägend sein Erinnerungsvermögen
bestimmen."
-
Georg F. Schwarzbauer
“Versteckspiel. Sieben Gärtner in der Wüste.” Das sagt zu Beginn des Videofilms Lothar Kompenhans. Sonst zu Wort oder im Bild melden sich (an dieser Stelle möchte ich allen meinen besonderen Dank aussprechen): Gerald Uhlig, Olivia Rüdinger, Michaela Uhlig, Günter Engelmann, Karen Böhne, Nikolaus Krzyszycha, Dana Davic, Margret Koch, Elettra de Salvo, Jürg Fehr, Margarete Sieveking, Oliver Blank, Doris Prilop, Ray Reyes, Jochen Köhler, Michael Kratsch, Susanne Cahn, Ingrid Scheerer, Petra Schmidt, Albert Brehl, Gudrun Reber, und Peter Hahn.